Neubau
der BERGSCHULE 1893 |
Bericht
des Schülers Hugo Merkel zur Einweihung der Bergschule 1895
Im April des
gleichen Jahres endlich war es möglich, alle Klassen in dem
schmucken, geräumigen, in sonniger, gesunder Lage in der
Tautenhainer Strasse errichtetem Neubau zu vereinigen.
Als Einheimischer bin ich damals mit meinen Mitschülern und viele
von deren Eltern unter Voranmarsch unseres Spielmannszuges hinter
der von Kurgästen gestifteten Schulfahne von dem alten
Schulgebäude hinaufgezogen ins neue Schulhaus.
Wie strahlten damals unsere Augen beim Anblick der hellen,
freundlichen 4. Klassenzimmer mit den sauberen neuen Bänken, den
praktischen Pulten, den tiefschwarzen, rot linierten Steh- und
Wandtafeln, beim Anblick der weiten Flure mit Wasserleitung und
Trinkgelegenheiten und des großen Schulhofes.
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Neubau der Schule
1883 |
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Das waren
für uns Kinder, die wir an die alten, primitiven
Verhältnisse gewöhnt waren, erfreuliche, schätzenswerte
Neuerungen, die man heute achtlos für eine
Selbstverständlichkeit hinnimmt. Etwa um l900 trat an
Stelle der Beleuchtung der Schulräume durch große
Petroleumlampen das saubere, weit hellere elektrische Licht.
Schon nach 20 Jahren erwies sich das Schulhaus mit nur 4
Klassenzimmern als zu klein für die zunehmende Kinderzahl,
und es macht sich ein Anbau an dem dazu am
besten |
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geeigneten
Ostflügel nötig, der uns neben einem geräumigen Zeichensaal,
gleichzeitig Kombinations- und Musikzimmer drei weitere
Unterrichtsräume und einen freundlichen Aufenthaltsraum für die
Lehrer brachte. Auch für die Unterbringung der sich mehrenden
zweckmäßigen Lehrmittel war nunmehr bestens gesorgt.
Gleichzeitig
wurde die bisherige, hygienisch nicht empfehlenswerte und durch
das öftere Nachlegen unterrichtsstörende Heizen (Ofenheizung)
durch den Einbau einer modernen zentralen Warmwasserheizungsanlage
ersetzt.
Somit war allen Wünschen und Erfordernissen eines modernen,
Erfolg versprechenden und auch gewährenden Unterrichtsbetriebes
in weitgehendem Maße seitens der Ortsverwaltung in dankenswerter
Weise Rechnung getragen worden.
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(oben)
Neubau nach der Einweihung; (unten) 1913 mit
Schulanbau |
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GUTACHTEN
- ein Bericht des Schulvorstandes von Gera an
den Gemeindevorstand in Köstritz vom September 1912 |
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Gutachten des
Fürstlichen Bezirksschulinspektors über den Stand der Köstritzer
Volksschule und ihre wünschenswerte weitere Ausgestaltung.
1. Die Schule leistet, was eine sechsstufige
Schule zu leisten vermag. Die Lehrer erfüllen ihre Pflicht gewissenhaft
und erreichen zum Teil erfreuliche Erfolge..
2. Die Gliederung der Schule läßt zu wünschen übrig. Es muss als ein
Mangel bezeichnet werden, daß jede der beiden ersten Klassen ( la und 1
b) drei Schuljahre (das ist 6 - 8) umfasst. Die Kinder des 6.
Schuljahres erweisen sich vielfach noch nicht reif für den Unterricht
der ersten Klasse und halten ihn daher auf, so daß die Schüler des 7.
und 8. Schuljahres nicht in erwünschter Weise gefördert werden
können, und die ziemlich hohe Frequenz der ersten Klassen ( 51 bzw. 54
) - die eben durch jene Vereinigung bewirkt wird - findet eine
gleichmäßige Durchbildung derselben.
3. Die den einzelnen Klassen bisher zugewiesene
Stundenzahl ist gering. Sie tritt den Stundenzahlen der Vorortsschulen
von Gera gegenüber erheblich zurück. Es hatten zum Beispiel im
Schuljahr 1911/12 die Knaben
des 6.Schuljahrs in Untermhaus 32, in Debschwitz 31, in Köstritz nur 26
Stunden Unterricht wöchentlich.
Es ist ganz natürlich, daß bei der geringen Stundenzahl der Schule zu
Köstritz diese hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit einem Vergleich
mit den Schulen von Untermhaus und Debschwitz nicht aushält. Soll das
Verhältnis der Köstritzer Schule zu den Schulen der Vororte Geras und
den Volksschulen der Stadt selbst sich günstiger gestalten, so ist
neben der Umwandlung des 6stuflgen Systems in ein 7stufiges nötig, daß
die Stundenzahl der einzelnen Klassen nach Möglichkeit erhöht und die
Durchführung nachstehender Stundentafel dürfte einen wesentlichen
Fortschritt für die Köstritzer Schule bedeuten.
4. Die Gesamtsumme der Lehrstunden würde nach
vorstehender Zusammenstellung ohne die Stunden für weibliche Handarbeit
- 188 betragen. Zur Bewältigung dieser Stunden würden neben den
bisherigen 4 Lehrern 2 weitere Lehrkräfte nötig sein. Diese könnten
aber dann auch die Stunden an der Fortbildungsschule als Pflichtstunden
mit übernehmen, so eine besondere Bezahlung dieser Stunden nicht nötig
wäre. ...
Endlich könnte auch eine Herabsetzung der Pflichtstundenzahl der
älteren Lehrer bewirkt werden. ...
5. Unbedingt müßten für 6 Lehrer mit ihren
Klassen, um sie gleichzeitig in Tätigkeit treten lassen zu können,
auch 6 Lehrzimmer vorhanden sein. Zwei von diesen würden, da im ganzen
8 Klassen gebildet werden sollen, dann immer noch doppelt belegt werden
müssen. Es würde sich also ein Anbau an das vorhandene Schulhaus
nötig machen. Dieser ließe sich vorteilhaft an der Ostseite des Hauses
aufführen und so gestalten, daß in jedem der beiden Obergeschosse je
ein Lehrzimmer von gewöhnlicher Größe und ein nach Süden hin
gelegener Vorraum, im Erdgeschoß aber ein größeres Lehrzimmer, daß
als Zeichensaal und zur Unterbringung kombinierter Klassen dienen
könnte, gewonnen würde, In den beiden kleineren Räumen der
Obergeschosse ließen sich die Schülerbibliothek und ein Teil der
Lehrmittel unterbringen.
6. Durch die reichere Ausgestaltung des
Unterrichtsplanes würde sich dann auch die Möglichkeit bieten, die
Lehrer mehr noch als bisher nach ihrer Neigung und Befähigung zu
beschäftigen; namentlich erschient es wünschenswert, daß die Lehrer
Preller und Langenberger hinreichend mit in den Oberklassen Verwendung
finden. Sie würden dadurch wesentlich zum Weiterstreben angeregt
werden. Preller scheint sich für den Gesinnungsunterricht zu eignen,
Langenberger mehr für die Unterrichtsfächer: Rechnen, Raumlehre und
Naturwissenschaften. ...
7. Durch passende Kombination der Ordinarinte,
vielleicht VII mit IV, VI mit V, und zweckmäßige Gestaltung des
Stundenplans ließe sich erreichen, daß jede Klasse aber drei
Nachmittage in der Woche für Lehrer und Schüler schulfrei bleiben. Mit
Rücksicht darauf, daß manche Kinder einen ziemlich weiten Schulweg
zurückzulegen haben, empfiehlt es sich, für Klasse VII den Stundenplan
so zu ordnen, daß die Kleinen jeden Vormittag 2 Stunden Unterricht
erhalten und nur an einem Tage der Woche zweimal zur Schule gehen
brauchen. In den oberen Klassen würden soweit als möglich die Stunden
der technischen Fächer auf den Nachmittag zu legen sein.
gez. Bukhardt
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AKTE
Schulanbau 1913 |
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Als die
fürstliche Schulverwaltung in Köstritz die Schule überprüfte
(1912), war der Inspektor zu der Erkenntnis gelangt, daß ein
Erweiterungsbau unbedingt notwendig ist. Die fürstliche Regierung
versprach auch finanzielle Unterstützung dafür. Sofort begannen
in Bad Köstritz Aktivitäten, die sich vor allem unter der klugen
Leitung des damaligen Bürgermeisters Herrn Münster zeigten.
So lag im November 1913 ein erster
Kostenvoranschlag vor, der ungefähr folgendes beinhaltete:
1. Der neue Anbau (wie er heute steht) Mk: 21985,82
2. Abänderung des Mittelgiebels in einen turmähnlichen Aufbau Mk:
936.00
3. Eine Warmwasserheizung, und zwar für alle
Räume Niederdruckdampfheizung Mk: 4056.00
4. Trinkwasserbrunnen Mk: 645.00
5. Die Verlegung des Haupteingangs an die Vorderfront. Mk: 1300.00
6. Die Einfriedung des Grundstücks Mk: 2808.00
7. Eine neue Toilettenanlage Mk: 3536.00
Gesamtkosten: Mk: 35266.82
In den Unterlagen liegen konkrete
Bauzeichnungen für den Anbau und das Abortgebäude vor.
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Die Vorbereitung
und Durchführung des Baus wurde vom Bürgermeister Münster
getragen. ...1929/30 wird durch den Klempnermeister Wegmarshaus
eine Wasserleitung in der Schule installiert. Ansonsten
erschöpfen sich die größeren Ausgaben für die Schule in
Köstritz zwischen dem Ende des 1. und dem Ende des II.
Weltkrieges in Malerarbeiten, kleineren Aufträgen für einen
Maurer und der Ausbesserung von Fußböden.
Zusammenfassend kann man zum Schulbetrieb Köstritz folgendes
sagen, was auf die Verhältnisse von vor 150 Jahren bis zum Ende
es II. Weltkrieges zutrifft.
In dieser Zeit, als Köstritz zum Fürstentum Reuß gehörte,
wurde am Kirchberg in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts. eine
neue Schule gebaut, 1896 ein neues Gebäude in der Schulstraße
errichtet und 1913/14 entstand der Anbau derselben. Nach der
Vollendung dieses Vorhabens konnte man sagen, daß der Ort eine
der schönsten und modernsten Schulen des damaligen Landkreises
besaß
Dann folgten die Weimarer Republik und das III. Reich. In dieser
Zeit hat sich an den schulischen Verhältnissen nichts geändert
und materiell sind keine Mittel investiert worden, bestenfalls nur
so viel, um das Vorhandene zu erhalten.
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Erinnerungen
an die Einschulung 1934 (R.
Schmalfuß) |
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1. "... Als wir 1934
eingeschult wurden, haben wir wohl noch auf den Bänken der
Erstausstattung gesessen. In den großen Räumen waren solche, auf denen
normalerweise 4 Schüler Platz hatten, die auf einer starken Pfoste
saßen und deren Lehne die Bank dahinter war. So gab es auch keine
Probleme, 50 Kinder und mehr in einem Raum unterzubringen. Die 7. und 8.
Klassen waren in den kleineren Räumen des Anbaus - je 36 Plätze -,
deren Einzelsitze beim Aufstehen hochklappten, so dass der Schüler an
seinem Platz normal stehen konnte.
Diese Jahrgänge waren aus zwei Gründen nicht
mehr so stark: Einmal blieben in jedem Jahr eine ganze Menge sitzen, und
jeder wurde nach acht Schuljahren entlassen. Zum anderen verließen etliche Schüler, die entsprechende Leistungen brachten und deren Eltern
sich das leisten konnten, nach der 4. Klasse die Schule. Sie gingen nach
Gera, und zwar bis Klasse 10 in die Mittelschule (heute Realschule) oder
auf das Gymnasium bis Klasse 12 (Abitur). Einige verließen die Schule
nach der Klasse 6 in die Aufbauschule oder nach der 7. Klasse zur
Amthorschen Handelsschule. Aus der 8. Klasse in Bad Köstritz wurden die
entlassen, die in den 8 Schuljahren immer versetzt worden waren. Die
Jungen und auch ein Teil der Mädchen erlernten einen Beruf. Nur wenige
setzten ihre Ausbildung an einer Fachschule fort, zum Beispiel einer
Lehrerbildungsanstalt.
2. In den Jahren nach 1933 unterrichteten an
der Schule sieben Lehrer. Einer davon war der Schulleiter. Jeder hatte
seinen Raum, in dem er seinen gesamten Unterricht erteilte, und war
Klassenleiter einer Klasse, in der er fast alle Stunden erteilte. Nur in
wenigen Fächern waren die Lehrer besonders qualifiziert, so Herr Franke
in Musik, Herr Braumann in Werken und Herr Merkel in Physik. Bei letztem
verliefen alle Stunden folgendermaßen:
Abfragen der Aufzeichnungen der letzten Stunde, Behandlung des neuen
Stoffes und als Diktat eine Zusammenfassung. Welche Klasse also in der
nächsten Stunde Physik hatte, konnte man auf dem Schulhof in der Pause
erkennen. Diese Schüler hatten ihre Physikmerkhefte in der Hand und
versuchten die Zusammenfassung der letzten Stunde zu lernen.
Eines Tages erhielt die Schule
einen Stummfilmapparat. Er wurde in der 14a stationiert. Dort war
sonst kein anderer Unterricht. Außer den Fächern einer
Grundschule gab es ab der Klasse 5 auch Geschichte, Erdkunde,
Biologie und Physik, aber noch keine Chemie oder eine
Fremdsprache.
Mit der Jugendbewegung direkt hatten die Lehrer nichts zu tun,
auch in der Schule gab es diesbezüglich kaum Veranstaltungen.
Für die Zusammenkünfte hatten die Jugendlichen eigene
Räumlichkeiten im Ort.
Ansonsten war die Prügelstrafe noch erlaubt, von der die Lehrer
auch Gebrauch machten. Der Rohrstock "lebte" noch. Die
Schülerleistungen wurden mit den Noten 1 - 4 bewertet und ab 1939
mit den Noten 1 - 6. Jede Klasse hatte ein Klassenbuch, wo jeder
Lehrer einmal in der Woche seinen behandelten Stoff eintrug. Für
seine Noten, die er erteilte, hatte er ein kleines Heft. Das kam
nie in die Hände der Schüler. |
Klassenfoto Bergschule 12.04.1939
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Bildschirmauflösung.
1024x768; PM032005 |
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