- 1320 wurde für den Ort Köstritz
erstmals eine Kirche erwähnt. Anfang des 15. Jahrhunderts gab
es nach einer Überlieferung 44 Häuser mit Braurecht (1841: 175
Wohnhäuser mit 1216 Bewohnern). Von 1512 bis 1814 wirkten 18
Pfarrer in der Gemeinde.
- Mit der Reformation wird die
gesellschaftliche Entwicklung beschleunigt. Martin Luther (1483-1546)
hatte
Neues Testament (1522) und Bibel (1534) übersetzt;
Voraussetzungen für eine einheitliche deutsche
Sprachentwicklung und Bildung breiter Volksschichten waren gegeben. Leser, die sich die Texte
selbständig erschließen konnten, fehlten jedoch.
- In diese Zeit nach der Reformation fällt auch die Schulgründung in Köstritz.
Dokumente dazu gibt es nicht. Es war nicht üblich etwas aufzuschreiben und
es zu archivieren. Mündlichen Überlieferungen, dokumentieren die
Schulentwicklung bis 1800.
- Zwischen Reformation und ausgehendem 18. Jahrhundert trieben
gesellschaftliche Veränderungen die Schulentwicklung des Ortes voran. Die Zeit des Barocks (etwa 1600-1720) vertiefte die Lebensfreude
(Carpe diem) der Menschen,
machte ihnen aber auch die Vergänglichkeit ihres Daseins
(Memento mori) bewusst. Die anschließende Aufklärung (etwa 1700-1770) und neue
wissenschaftliche Erkenntnisse veränderten die Einsichten in
die Rolle des Menschen in Staat und Gesellschaft weiter, entwickeln ein
neues Selbstbewusstsein: "Alles lässt
sich vernünftig erklären - der Mensch ist gut!"
- Vernunft war der meist verwendete Begriff der Aufklärung.
Vernunft setzte aber Bildung voraus. Schule für alle Kinder
konnte Voraussetzungen schaffen, um Zeitschriften/Zeitungen,
Familiennachrichten, Angebote,
amtliche Mitteilungen u.a. zu lesen, zu verstehen, um sich
am öffentlichen Leben beteiligen zu können. Schule rückte
stärker ins
Blickfeld der Obrigkeit und Gemeinde. Die Bildung
etablierte sich in Nähe und Schatten der Kirche - auch in
Köstritz...
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Lehrer und Helfer
für den Unterricht
Fabian Geyer, +1580.
Paul Proßner, +1584,
Nicolaus Blumenauer, +1593,
Georg Lauterbach, +1603,
Christoph Weber, +1612,
Andreas Lippold, +l64l an der Pest gestorben
Johann Ziegler, um +1658,
Christian Büching, +1672
Johann Wasser, +1672,
Johann Kripner, +1673,
Lorenz Nußbaum, +1680,
Johann Georg Rößig, +1689,
Wilhelm Adam Steinwelz, +1690,
Johann Nicolaus Peischmann, +1731,
Peter Schulze, +1758. |
"Näher bekannt
sind die nun folgenden Schullehrer:
*Christian August Haun, ein ausgezeichneter Lehrer, so dass
die Gemeinde noch jetzt von ihm spricht, schrieb auch ein
kleines Lehrbuch, dessen Wiederabdruck er für seine
Kirchenbibliothek angekündigt hat + am 8. Januar 1788 im 69.
Jahr.
*Johann CarI Schauer aus Kaschwitz, vorher Cantor in Auma. Er
war ein ausgezeichneter Baßsänger und bewies seine
Erziehungsgabe an seinen eigenen Kindern, + am 10 November
1811, 66 Jahre alt." Pfarrer Schottin 1842
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Nach einer
Restaurierung des ersten Klassenraums der Schule zu Köstritz wurde die mit Farbe
überstrichene selbsttragende Bohlendecke des Raumes wieder sichtbar. |
Schulgebäude
"Kantorschule": Ostern 1841 waren es nach den Aufzeichnungen des Pfarrers Schottin 212
Kinder, die in dem einen unteren Schulraum in 4 Abteilungen (112
Knaben u. 100 Mädchen) unterrichtet wurden. |
Das Haus
wurde als Schulgebäude genutzt und muss schon
viele Jahre vor 1800 erbaut worden sein. Unten, in dem Anbau,
befand sich das Klassenzimmer, oben wohnte die Lehrerfamilie. |
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"Das
Schulgebäude ist durch sein altertümliches Aussehen ein
Seitenstück zur Pfarre und würde bei der jetzigen Aufmerksamkeit
auf Schulen und Schulwesen wahrscheinlich bereits eine große
Veränderung erlebt haben, wenn nicht der Brand vom Jahre 1829
dazwischen gekommen wäre. Die Menge der Kinder und die Enge des
Raumes nötigten im Jahre 1832 bei Gelegenheit der damaligen
Schullehrer=Vacanz einen Hilfslehrer anzustellen, der seine
Besoldung hauptsächlich von der Schulstelle bezieht und seinen
Unterricht in einem anderweitigen, von der Gemeinde gemieteten
Lokale gibt." Pfarrer Schottin 1842 |
Kirchenvisitation
1602
"Die vor kurzem erwähnte Collaboratur verdient nun unsere
Aufmerksamkeit. Bei der Kirchenvisitation 1602 war, wie wir oben
erzählt haben, festgesetzt worden, dass der Kirchner oder
Schulmeister den Pfarrer künftighin auf den Filialen
unterstützen solle und dass man daher auch in Zukunft bei der
Besetzung der Schullehrerstelle auf Tüchtigkeit im Predigen
Rücksicht nehmen wolle, dies scheint auch in der Regel geschehen zu
sein." Pfarrer Schottin 1842 |
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Aufgaben
des Collaborators (Helfer)
"In einem Aufgebot vom Jahre 1636 nennt man den damaligen
Schullehrer Ludimoderator und den Prediger auf den Filialen
adjungierter Collaborator.
So ist es auch hier bekannt, dass der im Jahre 1758 hier verstorbene
,,Cantor und Schuldiener" Peter Schulze auf den Filialen
gepredigt hat.Allein um diese Zeit fand man es nötig, zur
Unterstützung des Pfarrers eine besondere Stelle zu errichten unter
dem Namen einer Collaboratur. Der Collaborator hat nach seiner
Instruktion die Verpflichtung, an allen Sonn- und Festtagen auf den
Filialen früh und an Fest- und Bußtagen nachmittags zu predigen,
von Michaelis bis Ostern die sonntäglichen Kinderlehren zu halten,
bei den Frühgottesdiensten zu diakonieren, Kranke zu besuchen, den Pfarrer in Krankheitsfällen und sonst möglicher Maßen
zu substituieren, wie auch 10 Stunden öffentliche Schule zu
halten. Seine Besoldung steuert die Herrschaft, Kirche, Gemeinde,
Pfarrei und Schule. Unstreitig gewährt diese Stelle eine nicht
unangenehme Übergangsstufe aus dem Canditatenleben in das
eigentliche Pfarramt.
Der erste Collaborator war Johann Wilhelm Funke aus Greiz, ordiniert
zu Gera am 13. Juni 1759. Im Jahre 1764 ging er als Pfarrer nach
Dittersbach in der Lausitz." Pfarrer Schottin 1842 |
Kommentar |
Von den frühen Lehrern des Ortes, die "geeignet" waren
den Beruf auszuüben, sind Name und Sterbedatum erhalten
geblieben. Anderes wurde nicht überliefert oder über die
Generationen vergessen. Für einige Lehrer gilt, dass sie als
Pädagogen eine solche Ausstrahlung besaßen, dass das
gesellschaftliche Gedächtnis sie über mehrere Generationen
bewahrte ohne jede Aufzeichnung. Bis 1759 wirkte nur ein Lehrer und
danach half ihm ein Hilfslehrer an der Schule. Erst 1832 kam ein
weitere Hilfslehrer dazu. Diese Hilfslehrer lehrte im Nebenberuf.
Eine gezielte Lehrerausbildung gab es noch nicht.
Quelle: Kirchen-Galerie der Fürstlich Reußischen Länder 1842
Pfarrer Schott |
Schon
1832 galt die Schule als nicht mehr
zumutbar. 150 Schüler wurden in den einen Klassenraum gepfercht. Ein Baujahr ist nicht nachweisbar. Sicher ist aber,
dass mehrmals an- und umgebaut wurde. Der Klassenraum ist mindestens
einmal vergrößert worden. Alles Balkenwerk wurde mit der Axt
zugerichtet. Es ist zu vermuten, das Gebäude stand auch schon um 1700
oder noch eher.
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