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Unterwegs
nach
Catania
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Catania ist
auch eine schon sehr alte sizilianische
Stadt im Mittelmeerraum südlich des Ätna mit
650 000 Einwohnern. Im 3. Jahrhundert v. Chr.
wurde sie gegründet von den Römern. Die bauten
die Stadt zum größten Handelszentrum des
Mittelmeerraums aus. Nach Übernahme der
Herrschaft durch die Araber setzte sich diese
positive Entwicklung fort. Besonders der Anbau
von Zitrusfrüchten auf dem fruchtbaren Boden
wurde gefördert. Diese Entwicklung endete, als
Muslime 84 u. Z. alles zerstörten.
1669
brach der Ätna aus und seine Lavamassen
begruben die Stadt unter sich; 1693 erledigte
ein
schweres Erdbeben den Rest. Der Neuaufbau
wurde vom
sizilianischen Barock geprägt.
Das überall vorhandene
Lavagestein
fand
weitgehend als Baumaterial Verwendung für Straßen
und Gebäude. Alles erschien dunkel und grau durch
dieses Baumaterial. Catania erhielt den Beinamen:
„Schwarze Stadt des Ätna“.
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Die Altstadt
macht noch heute deutlich, dass sie planvoll und
großzügig angelegt worden ist auf den Ruinen.
Alles erscheint offen, durchdacht und weitläufig.
Die
Kathedrale von Catania wurde von 1070 – 1093
errichtet als Wehrkirche; ein Langhaus mit zwei
wuchtigen Ecktürmen. 1709 erfolgte dann ein fast
kompletter Neuaufbau des Doms.
Will
man echtes sizilianisches Flair erleben, muss man den
Markt im Zentrum besuchen. Fisch, Fleisch, Wurst, Gemüse,
Gewürze und viele Waren des täglichen Bedarfs werden
lautstark an den Mann gebracht. Über dem Markttreiben
liegt eine Symphonie aus Gerüchen.
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...
Auf dem
zentralen Platz steht ein Obelisk mit
weißem Fundament, auf dem ein Elefant steht. Seit
1736 ist er Wahrzeichen der Stadt.
Elefant und
Obelisk wurden in den Trümmern der Stadt
entdeckt. Viele Sagen, Legenden und Mythen über
Herkunft und Bedeutung, Symbolik ranken sich um
diese Funde.
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Goethe:
04. Mai 1787: "...
Wir
fuhren die Straßen hinaufwärts, wo die Lava,
welche 1669 einen großen Teil dieser Stadt
zerstörte, noch bis auf unsere Tage sichtbar
blieb. Der
starre Feuerstrom ward bearbeitet wie ein anderer
Fels, selbst auf ihm waren Straßen vorgezeichnet
und teilweise gebaut. Ich schlug ein
unbezweifeltes Stück des Geschmolzenen herunter,
bedenkend, daß vor meiner Abreise aus Deutschland
schon der Streit über die Vulkanität der Basalte
sich entzündet hatte. Und so tat ich's an mehrern
Stellen, um zu mancherlei Abänderungen zu
gelangen. ..." (S. 313) |
Wir erkundigten uns ungesäumt
hergebrachterweise, was für Quartier, Tisch,
Wein, Frühstück und sonstiges Bestimmbare zu
bezahlen sei. Das war alles billig, und wir
schafften eilig unsere Wenigkeiten herüber, sie
in die weitläufigen vergoldeten Kommoden
einzuordnen. Kniep fand zum ersten Male
Gelegenheit, seine Pappe auszubreiten; er ordnete
seine Zeichnungen, ich mein Bemerktes. Sodann,
vergnügt über die schönen Räume, traten wir
auf den Balkon des Saals, der Aussicht zu genießen.
..." (s. 309) |
Mittwoch,
den 2. Mai 1787
"
...
– Er zeigte uns ein großes Eckhaus, von welchem
die uns zugekehrte Seite viel Gutes versprach. Wir
eilten sogleich hinüber, fanden einen rührigen
Mann, der sich als Lohnbedienter angab
und in Abwesenheit des Wirts uns ein schönes
Zimmer neben einem Saal anwies, auch zugleich
versicherte, daß wir aufs billigste bedient
werden sollten.
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Eindrücke
während des Stadtbummels ....
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Cefalu -
Gottesdienst im Dom
Alles, was Taormina bei dem
Besuch vor 12 Jahren noch ansatzweise ausstrahlte, hat
Cefalu auch heute noch. Diese Stadt ist noch nicht
touristisch kommerziell durchgearbeitet und weitgehend
natürlich. Sie ist bewohnt von altansässigen Bürgern,
die hier in großer Ursprünglichkeit ihr Leben leben.
Ein Besuch lohnt sich, wenn man noch ursprüngliche
sizilianische Lebensweise erleben will.
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Der
Dom unter dem wuchtigen Kalkfelsen

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Cefalu liegt an der Nordküste
Siziliens und hat 14 000 Einwohner. Die Stadt liegt an der Küste
im Schatten eines hohen Kalkfelsens. Bis Palermo sind es 70
Kilometer. Von den Römern wurde der Ort 396 v. Chr. gegründet
und 858 von den Arabern zerstört. 1063 setzten die
Normannen die Herrschaft fort. Ein Schicksal vieler
sizilianischer Städte. Ihre höchste Blütezeit erlebte die
Stadt im 12. Jahrhundert. Auch hier wurden Straßen planvoll
gitterförmig angelegt. Die meisten Häuser stammen aus dem
16. Jahrhundert.
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Der
Dom, der unter dem gewaltigen
Kalksteinfelsen spielzeugklein erscheint, wurde im
Jahr 1131 erbaut. Zwei wuchtige Glockentürme
flankieren ein Langhaus.
Vor noch kurzer Zeit war eine zentrale
Waschstation in Betrieb. Die
Frauen wuschen in fließendem Wasser in mehreren
Becken ihre Wäsche in aller Öffentlichkeit.
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Messina
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Goethes
Beobachtungen und Überlegungen zu den Zerstörungen von Messina
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Messina,
Donnerstag, den 10. Mai 1787.
"
... Und so gelangten wir nach
Messina, bequemten uns, weil wir keine Gelegenheit
kannten, die erste Nacht in dem Quartier des
Vetturins zuzubringen, Dieser Entschluß gab gleich
beim Eintritt den fürchterlichsten Begriff einer
zerstörten Stadt; denn wir ritten eine
Viertelstunde lang an Trümmern nach Trümmern
vorbei, Außer dem Bezirk dieses Gehöftes spürte
man weder Mensch noch Tier, es war nachts eine
furchtbare Stille. Die Türen ließen sich weder
verschließen noch verriegeln, auf menschliche Gäste
war man hier so wenig eingerichtet als in ähnlichen
Pferdewohnungen, und doch schliefen wir ruhig auf
einer Matratze, welche der dienstfertige Vetturin
dem Wirte unter dem Leibe weggeschwatzt hatte." |
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Die
Mittelmeerstadt Messina, das Einfallstor zu Sizilien, hat in
der Geschichte viele große Unglücke überstanden mit
vielen Menschenopfern.
Messina
ist die drittgrößte Stadt der Insel mit 241 000
Einwohnern und durch ihre Lage an der Meerenge das
„Tor Siziliens“.
1783
zerstörte ein schweres Erdbeben die Stadt. Nur wenige
Jahre später kam J. W. Goethe während seiner
Italienreise hier vorbei, am 11. Mai 1787. Er
beschreibt seine Eindrücke zu den Zerstörungen und
wie die Sizilianer mit diesem Durcheinander umgehen
nach dem Tod von 30 000 Einwohnern. Es muss schwer
gewesen sein, eine halbwegs angemessene Unterkunft zu
finden. 1908 erschütterte ein weiteres Erdbeben die
Stadt und nach dem Neuaufbau legten alliierte Bomber
im 2. Weltkrieg 1943 wieder alles in Schutt und Asche. |
Messina
liegt 70 Kilometer vom Vulkan entfernt. Sie wurde 280
von kampanischen Söldnern erobert. Alle Männer tötete
man, Frauen und Kinder, die Besitzungen wurden unter
den Söldnern verteilt. Nach dem Ende des Ersten
Punischen Krieges war Messina eine freie Stadt. Dann
aber, 843 u. Z., eroberten die Stadt die Araber und
1061 die Normannen.
Das
schwere Erdbeben von 1783 mit der Stufe 7,1 löschte
die Stadt durch die Erdstöße und die folgende
Flutwelle fast völlig aus. Großzügig wurde wieder
aufgebaut bis dann 1908 ein weiteres Erdbeben alles
wieder zerstörte. 60 000 Menschen kamen um. |
Blick auf Messina
und die Meerenge
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Messina,
Sonntag, den 13. Mai 1787
"Zwar bei hellstem
Sonnenschein in einer angenehmem Wohnung erwachend,
fanden wir uns doch immer in dem unseligen Messina.
Einzig unangenehm ist der Anblick der sogenannten
Palazzata, einer sichelförmigen Reihe von wahrhaften
Palästen, die wohl in der Länge einer Viertelstunde
die Reede einschließen und bezeichnen. Alles waren
steinerne, vierstockige Gebäude, von welchen mehrere
Vorderseiten bis aufs Hauptgesims noch völlig stehen,
andere bis auf den dritten, zweiten, ersten Stock
heruntergebrochen sind, so daß diese ehemalige
Prachtreihe nun aufs widerlichste zahnlückig
erscheint und auch durchlöchert; denn der blaue
Himmel schaut beinahe durch alle Fenster. Die inneren
eigentlichen Wohnungen sind sämtlich zusammengestürzt."
(s. 326)
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Am
13. Mai 1787 verließ Goethe Sizilien von Messina aus
in Richtung Neapel. Diese damals mehrtägige Reise war
für ihn keine gute Erinnerung: unfähiger Kapitän,
faule Mannschaft, widrige starke Winde oder
Windstille, bewegte See. Goethe war ständig schlecht
und kam kaum an Deck. Fast hätten wir unseren besten
Mann der Deutschen Klassik verloren. Ein Faust wäre
nie geschrieben worden.
Sein
Ende schien besiegelt, nachdem das Schiff
vor Palermo in eine Meeresströmung geraten ist
bei Windstille und auf einen Felsen zutrieb. Er hörte,
wie sich Hirtenjungen auf dem nahen Felsen schon über
das Strandgut stritten. Goethe in seiner Art ging erst
mal in seine Koje sich hinzulegen, währen an Deck großes
Wehgeschrei einsetzte. Aber die Vorsehung entschied
anders, blies ein leises Lüftchen in die Segel und
sie landeten gut in Neapel. Der Faust und andere Werke
konnten nun doch geschrieben werden.
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Goethe
kommentiert seinen Sizilienausflug
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Messina
auf der See, Montag 13. Mai 1787
"Wir
hatten doch eigentlich nichts gesehen, als
durchaus eitle Bemühungen des
Menschengeschlechts, sich gegen die
Gewaltsamkeit der Natur, gegen die hämische Tücke
der Zeit und gegen den Groll ihrer eigenen
feindseligen Spaltungen zu erhalten. Die
Karthager, Griechen und Römer und so viele
nachfolgende Völkerschaften haben gebaut und
zerstört. Selinunt liegt methodisch umgeworfen;
die Tempel von Girgenti niederzulegen, waren
zwei Jahrtausende nicht hinreichend, Catania und
Messina zu verderben, wenige Stunden, wo nicht
gar Augenblicke. Diese wahrhaft seekranken
Betrachtungen eines auf der Woge des Lebens hin
und wider Geschaukelten ließ ich nicht
Herrschaft gewinnen." (S. 335) |
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o
Kennst
du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
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Die
Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht' ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn. |
Johann Wolfgang von Goethe
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Noto -
Syrakus - Taormina |
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PM12.2015
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