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Albanien - unbekanntes Land in Europa
"Wohin
wollt ihr, nach Albanien? Was wollt ihr dort?" Diese Frage, von
Freunden, Bekannten dutzendfach gestellt, zeigte, Albanien ist ein
Infoloch erster Güte, denn unsere Medien berichten über dieses
Land - nichts! Von Albanern in Deutschland hört man immer mal was,
wenn es um Gefängnisinsassen geht oder Verbrechen. Viele Gründe sich sachkundig zu
machen in diesem Land!
Selbstverständlich
ist es, sich vor Reisebeginn Sachwissen anzueignen: ein Küstenstaat
der Adria, mit 700 m durchschnittlicher Höhe der höchste
europäische Teil; 2,9 Millionen Einwohner und eine bewegte
Geschichte. Viele alte und neue Mächte Europas haben in
Jahrtausenden dafür gesorgt, dass dieses Gebiet niemals eine
kulturelle, politische und territoriale Identität erwerben und eine
Einheit werden konnte. Um
1450 gab es mal eine Chance für kurze Zeit, eigene Geschichte zu
schreiben mit dem Heerführer SKANDERBEG, heute Nationalheld. Erst
1912 wurde das Land unabhängig.
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Erster, zweiter WK, kommunistische
Experimente mündeten 1990
in ersten freien Wahlen - erste wirkliche Chance eines demokratischen
Neubeginns. 1997 hatten es jedoch abartige Verkünder der
Marktwirtschaft geschafft, wieder Chaos und Totschlag
aufleben zu lassen wie schon so oft in der Landesgeschichte.
NEUGIERDE war
vorhanden, wie läuft es wirklich im Land? Überraschung, Zeichen
des Fortschritts sind erkennbar. Allerorts sind noch alte
Industrieruinen sichtbar, von Wohlstand ist keine Rede. Der
Unterschied zwischen der Stadt- und Landbevölkerung ist
erheblich; die Blutrache ist noch nicht ganz eingedämmt, das
Gesundheitswesen steckt in den Anfängen, aber irgendwie
funktioniert alles. Alles ist BIO, was auf den Tisch kommt.
Gurken,Tomaten haben noch keine Genmixer gesehen; die Natur scheint
noch weitgehend unbeschädigt. Alles steht auf Anfang, auch im
Tourismus ...
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Albanien - TIRANA Hauptstadt |
Blick auf die
Stadt vom Hotel der Bergstation im Sonnenaufgang
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Ankunft:
Das
Flugzeug ist in Tirana gelandet, neues Flughafengebäude,
verhaltener Flugbetrieb. Die Straßen in die Stadt sind
breit, gut ausgebaut und verkehrsreich. Keine Silhouette
bedeutender Bauwerke ist erkennbar; am Horizont begrenzet
das Dajti Gebirges das Panorama. Die Fahrt durch Wohngebiete
zeigt viele freundliche Farbtupfer. |
Im
Zentrum konzentrieren sich wuchtige Gebäude, die nur
bedingt architektonisch harmonieren: Oper und
Nationalmuseum. Im Museum dominieren große Heldenfiguren,
Heldenverehrung wird zelebriert. Erinnerungen an die Kunst
im Dritten Reich kommen auf!? Ein bedeutendes Reiterstandbild des
Nationalhelden Skanderbeg ziert den Vorplatz. Ein
Miteinander von Moschee/Minarett und Kirche/Glockenturm
zeugen von Toleranz zwischen Christen/Muslimen. |
Der
Stadtbummel zeigt, Gedenkstätten werden vernachlässigt,
Ministerien leiden unter bröckelndem Putz, halb fertige
Bauten fallen auf und neue Hochhäuser, die irgendwie nicht
zueinander passen. |
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ein Wohngebiet in Tirana
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Erst
1920 wurde Tirana Hauptstadt mit 20 000 Einwohnern. Alles
geschah in dem rückständigen Gebiet sehr spät. Der
Landstrich galt als "Schwarzes Loch".
Bildungssystem und Gesundheitswesen haben großen
Nachholbedarf. |
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Stadtrundgang:
In
der Hauptstadt unterscheidet sich das Straßenbild kaum von
dem anderer europäischer Städte. Jugendliche sehen nur ihr
Handy; junge Mädchen sind über-sexy gekleidet und laufen
auf Absatzschuhen in ungeahnter Höhe. |
Staatswappen
mit Doppeladler und Mutter Theresa begrüßen am Stadtrand
die Gäste. Das nahe Dajti Gebirge ist Ausflugsziel der
Tiranaer. Mit der 2006 erbauten Drahtseilbahn fährt man auf
den Gipfel; die Bergstation verfügt über eine moderne
Hotelanlage, von der man einen herrlichen Blick auf die
Stadt hat. Ein wunderschönes Panorama bieten Sonnenaufgang
und Sonnenuntergang. |
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a.
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Der
Straßenverkehr ist lebhaft; die
Straßenverkehrsordnung wird nur bedingt beachtet.
Viele BMW, Mercedes, VW sind zu sehen und nicht nur
alte Typen, eigentlich ein Widerspruch zur
bestehenden Armut! Viele Fahrzeuge sind solide
gepflegt. Albaner lieben deutsche Autos, weil sie
albanische Straßen aushalten. Wie diese große Masse
deutscher Autos nur ins Land gekommen sind? |
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Impressionen:
Seit
SKANDERBEG nach 1450 ist der Doppelkopfadler
auf blutrotem Grund Symbol des Landes. |
Von
einem Straßenfest sind diese bandagierten
Bäume übrig geblieben. EU Symbolik ist
vielerorts zu sehen. Bergstation der Seilbahn
(r.)
mit Hotel, von dem man die ganze Stadt
überblicken kann. |
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Kruja
- Skanderbeg Museum; Shkodra |
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Herrliches
Sommerwetter herrscht während der Fahrt von Tirana nach Kruja,
Aufstieg zur Burg, zur Feste Preza, zum Skanderbeg Museum.
Um 1190 erfolgte die Gründung der Burg. Nationalheld Skanderbeg,
der von den Türken aufgezogen und dort als General diente,
setzte sich von seinem Dienstherren ab und sammelte auf der
Burg Preza Clan Herrscher der Umgebung, um gemeinsam gegen
die Osmanen zu kämpfen. Unter seiner Führung gelang es
erstmalig den einfallenden Osmanen die Stirn zu bieten, sie
zu bekämpfen, obwohl sie an Menschen und Kriegsmaterial
hoffnungslos unterlegen waren. Mit viel List und
Kampfesmut wurde diese Schwäche ausgeglichen und
Belagerungen überstanden. So gelang es einige Jahrzehnte
durch den Zusammenschluss das Land zu verteidigen. Bei
diesen Kämpfen bot die Feste Schutz und war
Rückzugsstätte für die Kämpfer. |
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Nach
dem Tod Skanderbegs 1468 zerfiel diese Einheit wieder.
Erstmals war bewiesen worden: Einigkeit macht stark!
Skanderbeg legte auch den Grundstein für die
religiöse Toleranz im Land und versuchte die
Blutrache einzudämmen. |
Auf
dem Burggelände wurde ein Museum errichtet,
Skanderbeg zu ehren und zum Gedenken. Die Tochter
Enver Hoxhas errichtete als Architektin die
Gedenkstätte als mittelalterliche Trutzburg.
Feierlich empfängt in der Eingangshalle eine
Monumentalplastik den Besucher (li.). Eine Schar der
Mitkämpfer Skanderbegs wurde hier in Stein verewigt.
Da wird auch die Erinnerung wach an einen albanischen
Spielfilm der 60er Jahre: "Skanderbeg - Ritter
der Berge." Der ganze Rundgang ist auf
Feierlichkeit und Größe angelegt. Der Aufgang zur
Burg führt durch einen Basar, in dem landestypische
Waren und kurioses Zeug angeboten werden. |
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Von
der Burgruine und dem Museum hat man einen wundervollen Blick über das Land. Schulklasse lernen auf Exkursionen
ihren Nationalhelden kennen und versuchen mit Touristen in Kontakt zu
kommen ... Weiter
führt die Fahrt nach Shkodra, einer 100000 Einwohner Stadt,
die drittgrößte Albaniens. Versuche, das Stadtbild zu
verschönern und zu modernisieren scheinen hier gelungen.
Eine Fußgängerzone mit restaurierten Häusern, Geschäften,
Restaurants und Cafe`s lädt zum Bummel ein. Auffällig in
der Stadt sind die vielen Radfahrer.
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Shkodra:
Burgruine
Rozofa
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Am
Eingang der Stadt auf einem Fels liegt die Burg
Rozafa.
Sie erlaubt einen wundervollen Ausblick auf die Stadt und
auf die Flusslandschaft. In der Ferne wird der Blick durch
die Berge des Nordens begrenzt. Bis 1915 diente die Burg
noch militärischen Zwecken. Sie wurde z.T. restauriert, ein
Museum wurde eingerichtet. Der Aufstieg bei sommerlicher
Wärme und Kopfsteinpflaster hat es in sich! |
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Während
der Fahrt durch das Land fallen überall eigenartige
Betonpilze in unterschiedlichen Größen auf. Es sind Bunker
mit Schießscharten. Fast 700 000 davon gibt es im Land an
wichtigen strategischen Orten. Während der 70er Jahre, nach
dem Austritt Albaniens aus dem Warschauer Pakt, wurden sie
gebaut aus Angst vor Invasoren. Die Kosten für dieses arme
und wirtschaftlich schwache Land müssen für die
Bevölkerung unermesslich gewesen sein!? Heute sind diese
Bunker ein kurioses Überbleibsel aus einer Epoche, als ein
paranoider Regierungschef Angst und Schrecken
verbreitete. |
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Vom
Burgberg
aus
kann man die Stadt besichtigen, Wohnviertel unterscheiden
und in die Straßen hinein sehen. Auch der Blick von oben
zeigt, neue Häuser entstehen, Kräne verrichten ihre
Arbeit. |
Die
Fußgängerzone
wurde beeindruckend gestaltet. Vorhandene Gebäude und auch
die Ebu-Bekr-Moschee wurde geschickt einbezogen. An warmen
Sommerabenden ist großer Betrieb auf dem Boulevard.
Nirgendwo im Land wurden so viele Radfahrer gesichtet wie
hier. |
Die
Reste einer gewaltigen
Burg
ziehen immer wieder Besucher an, die die Arbeitsleistungen
in fernen Zeiten bestaunen. Teile der Burg wurden aus
Steinen gefügt, die eingepasst wurden, ohne Mörtel zu
verwenden. Burgen lagen immer hoch und bieten einen
herrlichen Rundblick. |
Die
Bunker sind
sehr solide gebaut und lassen sich nicht so einfach
beseitigen. Genutzt werden sie heute als Lagerräume und mit
Fantasie werden sie farbig gestaltet ... |
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Offroad Abenteuer; Shkodra -Theth -
Shkodra
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Abfahrt
nach dem Frühstück mit kleinen geländefähigen
Bussen durch Vororte von Shkodra nach Norden.
Vorbei ging die Fahrt an gepflegten Familienhäusern
und Grundstücken mit Bauruinen. Nach Koplik ging es
ab in die Albanischen Alpen, in den Nationalpark.
Kühe, Ziegen, Schafe ohne Aufsicht kreuzten die
Straße, aber auch viele Karren und Eseltreiber. Nach
der Rast hörte die noch akzeptable Schotterstraße
auf. Nicht nur das Auto geriet in Bewegung.
Festhalten war vergebliches Bemühen. Die Straße
steigt auf 1630 m an bis zum Thertores-Pass an und
führt hinab zum Nationalpark nach Theth. |
Weit
unterhalb des Passes ist erst einmal Schluss. Eine
ausländische Firma baut eine Allwetterstraße.
Aussteigen, laufen, bis der Straßenhobel die Straße
geglättet hat, damit die Autos passieren können. Die
Autos nahmen später wieder ihre Fahrgäste auf und
beförderten sie bis zum Pass. |
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Auch
wenn man Berge in Österreich/Schweiz in dieser Höhe
schon gesehen hat, das hier war etwas anderes. Man ist
berührt von der wildromantischen Schönheit und der Fülle an Pflanzen und
Blumen. Wundervolle Ausblicke,
schneebedeckte schroffe Gipfel und tiefe Täler nehmen
gefangen. |
Wasser
kann man überall trinken. Menschliche Behausungen und
Industrie, touristische Erschließungen gibt es im
weiten Umkreis nicht. Alles steht noch auf Anfang!
Dann geht die Fahrt hinunter ins Tal mit 10-15 km/h.
Auto, Fahrer und Passagiere werden herumgeworfen. An
Haarnadelkurven und Abgründen schloss man am besten
die Augen. Endlich, nach 4-5 Stunden sind im Tal
einzelne Häuser zu sehen und ein sehr breites,
weißes Flussbett, durch das die Schneeschmelze ihr
Wasser treibt. Einige Häuser sind gut ausgebaut und
vermieten gute Zimmer zu sanften Preisen. Theth ist
also erreicht! |
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Impressionen
von der Fahrt über den Pass
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Da
unten im Tal liegt Theth- Nationalpark |
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Wanderung
im Nationalpark
Nach
Verpflegungsaufnahme für die Wanderung zum Thethi
Wasserfall mit einheimischen Führern begann die
Hitzeschlacht. Über 30°C, schattenlos am
Schotterhang verlor die halbe Gruppe ihr Wanderziel
aus den Augen. Mal abwarten, was die anderen bei ihrer
Rückkehr erzählen. Die sahen dann auch geschafft aus
und sagten erst mal wenig. Der Rückweg war nicht mehr
so heiß und man konnte die Landschaft genießen. |
Blutrache
Attraktion
des Dorfes ist der
Blutturm, in dem Männer, die
der Blutrache verfallen waren, versteckt wurden.
Eine feste Tür sichert den Turm. Im Inneren
geht es nur mit Leitern nach oben. Monatelang
harrten hier Männer aus und Söhne.
Frauen/Mädchen sind nicht betroffen und mussten
die Männer versorgen und vor allem die Arbeit
verrichten. |
Die
Blutrache der "Adlersöhne" ist ein
besonderes Kapitel, an dem alle Herrscher seit
Skanderbeg gescheitert sind. Auch heute werden
noch 3 - 4 Fälle öffentlich zugegeben. Die
Dunkelziffer liegt sicher wesentlich höher.
Wenn ein Mann verbal oder körperlich
angegriffen worden ist, muss er Rache an seinem
Gegner nehmen, ihn töten, um "sein Gesicht
nicht zu verlieren". Ein männliches Mitglied der
anderen Sippe muss getötet werden. Nach einigen
hundert Jahren kennt niemand mehr die Ursachen
der Fehde. So einfach den anderen töten, das
geht aber nicht. Das wäre Mord. |
Der
Tötungswunsch muss angekündigt sein. Ein
Ältestenrat legt nach uraltem Ritus die
Modalitäten fest. Der zu Tötende versteckt
sich nun im Männerturm und die Frau versorgt
ihn. Hat nun der Tötungswillige mit List und
Tücke sein Werk doch vollendet, ist er
gehalten, sein Beileid auszusprechen und an
Beerdigung und allen damit zusammenhängenden
Feierlichkeiten teilzunehmen. Nach 24 Stunden
muss es auf nimmer Wiedersehen verschwinden.
Vielleicht gibt es deshalb in europäischen
Ländern so viele albanischstämmige Familien
und "Adlersöhne",
die eng mit Polizei und Justiz verbandelt sind? |
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Shkodra,
Koman Stausee, Valbona |
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PM 07.2014 -Albanien
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