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Kleine
Vorbemerkung zur Rundreise um Sizilien
Wann
waren wir eigentlich das letzte Mal in Italien?
2001 auf Sizilien!? Von Acireale hatten wir doch
Taormina, Catania, Messina erkundet. Den Ätna
hatten wir auch bestiegen.
Also,
sehen wir uns bei einer Rundfahrt mal ganz
Sizilien an – eine Woche Rundreise, eine Woche
Badeaufenthalt im Oktober 2015. Welche Veränderungen
werden sich wohl zwischen 2001 und 2015 dort
ergeben haben?
Sizilien
ist immer noch nicht Italien! Die Mafiosi gibt
es immer noch; sie stehen heute stärker im
Rampenlicht, sie schaffen Arbeitsplätze. „Vor
den Mafiosi braucht ihr euch nicht zu fürchten.
Die Bosse sitzen alle im Parlament in Rom und
das tagt gerade!“, meinte die Reiseleiterin am
Beginn der Reise.
Sizilien
ist ein wunderschönes Land mit seinem Wechsel
zwischen weiten Tälern und Ebenen, schroffen
Bergen und Felswänden und weißen Ständen. Kühne
Brückenkonstruktionen überspannen die Täler
der großzügigen Autobahnen. |
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Das
Land ist gespickt mit historischen Bauwerken, viel
Barockarchitektur und noch mehr Kulturgütern
unterschiedlichster Art. Viele Völker der alten
Welt hatten in diesen Landstrichen ihre Hände im
Spiel und haben ihre Spuren bei der
kulturellen/politischen Entwicklung hinterlassen.
Vom 17. – 19. Jahrhundert gehörte es zum guten
Ton der Oberschicht Italien/Sizilien erlebt zu
haben. Der Nachwuchs musste Bildungsreisen
absolviert haben, um mitreden zu können.
Ein
Name taucht immer wieder auf in den Ausführungen
der Reiseleiterin, tauchte aber auch oft auf
Gedenktafeln auf: Johann Wolfgang Goethe. Unser
Altmeister der Deutschen Klassik hat mehrere
Reisen nach Italien unternommen.
Johann
Wolfgang Goethe
hatte doch eine Schrift – „Italienische
Reise“ – 1829 von seinen Italientrips 1786 und 1787 – 43 Jahre später –
veröffentlicht? Da war er dann schon 81 Jahre
alt. Er muss ein geniales Erinnerungsvermögen
gehabt haben, seine Notizen nach diesen Jahren
aufzuarbeiten. Vielleicht fand er jetzt erst Zeit
dazu? |
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Überstürzt
floh er den Fürstenhof zu Weimar, weil ihm das
Tagesgeschehen als Multi-Minister über den Kopf
gewachsen qar. Der Hof begann ihn aufzufressen und
an schriftstellerische Arbeit war nicht mehr zu
denken. Aus dem Ausspannen für wenige Wochen sind
dann zwei Jahre geworden. Seine Zeit begann sich
zu modernisieren. Das erste Gaslicht wurde 1786
zur Beleuchtung verwendet; der letzte Ketzer wurde
1788 in Spanien verbrannt.
Vor
Jahren hatten wir schon einmal nachgesehen
während der Ferienreisen und verglichen: was ist Dichtung, was ist
Wahrheit beim „Schimmelreiter“ von Storm und
bei der „Harzreise“ von Heine, die auch
nachgewandert worden ist. Sehr interessant:
Realität mit literarischem Text zu vergleichen. Die beiden WWW-Seiten
- "Harzreise",
"Schimmelreiter" aus der Urzeit des Internet existieren leider
nicht mehr. Bei den Erkundungen stellte sich
jeweils heraus, die realen Momente wurden kreativ
von dichterischer Freiheit überlagert.
Was
J. W. Goethe vor 229 Jahren interessiert,
wie er es
gesehen und bewertet hat, könnte man doch an
wenigen ausgewählten Orten nachprüfen und
Goethes Sichten mit unseren heutigen Eindrücken vergleichen? |
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17
Kilometer südlich von Palermo liegt Monreale. Ein Wanderweg
führt den Berg hinauf. Monreale schmiegt sich an den Hang
des Monte Caputo. Um ein 1147 von den Normannenherrschern
gestiftetes Benediktiner Kloster entwickelte sich der Ort.
Der Normannenbau ist eine Symbiose aus byzantinischer,
arabischer und romanischer Baukunst. |
Ständig
wechselnde
Herrscher prägten viele Bauwerke dieser Zeit. Nie wurde
etwas fertig. Kriege zerstörten Geschaffenes immer wieder. Der Dom von
Monreale wird geschmückt durch eine
Gold Mosaikfläche von
6340 m² mit Motiven zur biblischen Geschichte. Ein
beachtenswerter Kreuzgang ist dem Bauwerk vorgelagert. |
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Die
Flucht:
Am 03. September 1786 um 3
Uhr in der Frühe verließ
Goethe heimlich mit der Postkutsche
Karlsbad unter falschem Namen. Niemanden hatte er vorher
eingeweiht. Von seiner Arbeit bei Hofe fühlte er sich
überfordert. Er wollte nur noch weg, weil ihm die Zeit für
schriftstellerischen Tätigkeiten fehlte. Er floh ... |
Palermo, Dienstag, den 10. April 1787
"...
Heute fuhren wir bergauf nach Monreale. Ein herrlicher Weg,
welchen der Abt jenes Klosters zur Zeit eines überschwenglichen
Reichtums angelegt hat; breit, bequemen Anstiegs, Bäume hie
und da, besonders aber weitläufige Spring- und Röhrenbrunnen,
beinah pallagonisch verschnörkelt und verziert,
desungeachtet aber Tiere und Menschen erquickend. ..."
(S. 264) |
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In Italien wollte
Goethe
der
großen Architektur, Michelangelos und Leonardos nahe sein. Er
war 37 Jahre alt und nach wenigen Wochen der Erholung begann
er sich auch für die Lebensweise der Menschen zu
interessieren.
Goethe zeichnete und malte über 1000
Blätter mit seinem Begleiter. In Palermo hielt er sich vom 2.-18. April 1787
auf.
Goethe
setzte am 02. April 1787 vom Festland über nach Sizilien.
Die Schiffsreise dauerte mehrere Tage. Sie gerieten in einen
Sturm und ihm war fürchterlich schlecht. Die meiste Zeit
lag er auf seiner Matratze und wurde versorgt von seinem
Begleiter mit Brot und Wein.
Am 10.April 1787
ließ er sich nach Monreale kutschieren. Dort besuchte
er das Kloster und war Gast bei dem Abt. Mit keinem Wort
erwähnte er den Dom, den Kreuzgang und das Goldmosaik. Damals
waren das aber schon Wahrzeichen der Stadt.
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Palermo, Dienstag, den 10. April
1787 "... Die Mönche ließen uns ihre
Sammlungen sehen. Von Altertümern und natürlichen Sachen
verwahren sie manches Schöne. Besonders fiel uns auf eine
Medaille mit dem Bilde einer jungen Göttin, das Entzücken
erregen mußte. Gern hätten uns die guten Männer einen
Abdruck mitgegeben, es war aber nichts bei Handen, was zu
irgend einer Art von Form tauglich gewesen wäre ..."
(S. 264)
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Dieser
Kreuzgang mit 47 Metern Seitenlänge wird von 26 spitzbogigen
Arkaden getragen. 104 Doppelkapitelle und 5 Viererkapitelle mit
Darstellungen der biblischen Geschichte in bester künstlerischen
Qualität schmücken die Säulen.
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Palermo
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Palermo
hat 655 000 Einwohner. Die Stadt wird vom 600 Meter hohen
Pellegrino eingegrenzt. Goethe sprach vom "schönsten Vorgebirge der Welt". Die Innenstadt war vor 200 Jahren eine
prachtvolle Residenzstadt. Den nachhaltigsten Eindruck vermittels
sie, nähert man sich ihr mit dem Schiff. Kuppeln und Türme sind
immer deutlich zu erkennen. Stadtgebiete in voller Blüte und
Bereiche im Zustand des Verfalls wechseln ständig.
Vorherrschender Baustil ist der Barock.
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In
Palermo hatte Goethe ein Gespräch
mit dem Vizekönig - 8. April 1787
Ostersonntag: "...
Als er vernahm, daß ich ein Deutscher sei, fragte
er, ob ich ihm Nachricht von Erfurt zu geben wisse, er habe
daselbst einige Zeit sehr angenehm zugebracht. Auf seine
Erkundigungen nach der von Dacherödischen Familie, nach dem
Koadjutor von Dalberg konnte ich ihm hinreichende Auskunft geben,
worüber er sehr vergnügt nach dem übrigen Thüringen fragte.
Mit bedenklichem Anteil erkundigte er sich nach Weimar. »Wie
steht es denn«, sagte er, »mit dem Manne, der, zu meiner Zeit
jung und lebhaft, daselbst Regen und schönes Wetter machte? Ich
habe seinen Namen vergessen, genug aber, es ist der Verfasser des
Werthers'. ..." ( S. 258) |
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Am
15.04.1787 durchstreifte auch Goethe während seiner
Reise die Stadt. Er besuchte die Königsgräber und
auch den Dom. Seine Auskünfte sind dürftig: "Diese
Feierlichkeit gab uns Anlaß, die Hauptkirche zu
besuchen und ihre Merkwürdigkeiten zu betrachten,
auch, weil wir einmal auf den Beinen waren, uns nach
andern Gebäuden umzusehen; ..." (S. 283) |
Die
Normannenkirchen wurden nach dem 6. Jahrhundert
errichtet. Araber wandelten sie zur Moschee um. 1166
beschädigte ein Erdbeben den Dom. Zwischen 14. und
16. Jh. wurde ständig erneuert. 1781 erfolgte dann ein
größerer Umbau. |
1801
wurde eine Sonnenuhr eingebaut. Um 12 Uhr mittags
trifft der Sonnenstrahl den Meridian im Kirchenschiff
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Erice
- Saline Trapani/Marsalla |
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PM12.2015
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